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100 Jahre Bauhaus

02.08.2018

2019 wird in Deutschland die Gründung der Kunstschule Bauhaus vor 100 Jahren gefeiert. Die Deutsche Zentrale für Tourismus plant dazu ein Themenjahr und auch Baden-Württemberg will mit seinen Bauhaus-Schätzen und Ausstellungen Besucher anlocken.

Von Claudia List

Nur 14 Jahre lang bestand die weltberühmte Bauhaus-Hochschule. Dennoch zählt sie zu den wichtigsten Kunstschulen des 20. Jahrhunderts und prägt bis heute die Kunst-, Design- und Architekturwelt. Deshalb ist das Interesse am Thema und seinen Wurzeln auch ungebrochen: Ob in Chicago, wo 1938 das „New Bauhaus“ gegründet wurde und sich jedes Jahr zahlreiche Städtereisende auf seine Spuren begeben. Oder in der Stuttgarter Weissenhofsiedlung, wo die beiden Le Corbusier-Häuser seit ihrer Eröffnung als Museum vor über zehn Jahren Tausende Besucher anlocken. Deren Zahl ist, seitdem die Häuser 2016 zum UNESCO-Welterbe erklärt wurden, sogar noch um gut ein Drittel gestiegen.

„Das Thema Bauhaus hat eine große Relevanz im Ausland – nicht zuletzt durch die Aufnahme zahlreicher Bauwerke in die UNESCO-Welterbeliste“, erklärt Martina Binhack, Sprecherin der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) in Frankfurt. Deshalb wird die DZT, wenn 2019 in Deutschland „100 Jahre Bauhaus“ gefeiert wird, eine internationale Themenkampagne starten.

Das Thema Bauhaus ist nach Ansicht der DZT im gesamten Ausland relevant und besitzt eine hohe Strahlkraft. Dabei soll ihre Kampagne den Bogen ins Hier und Heute schlagen und deutlich machen, welche Relevanz die Schule bis heute für verschiedene Kunstformen hat.

Diese Idee verfolgt auch der Bauhaus Verbund 2019: Er koordiniert das Jubiläum bundesweit und hat im Sommer 2016 eine Geschäftsstelle in Weimar eingerichtet. In seinem Netzwerk sind neben anderen der Bund, Baden-Württemberg und zehn weitere Bundesländer vertreten.

Thema mit touristischem Potenzial

„Das Thema hat ein großes Potenzial, und zwar bei allen Kulturinteressierten“, bestätigt auch Eleonora Steenken, die als Themenmanagerin Kultur und Genuss bei der TMBW mit dem „Bauhaus Verbund 2019“ zusammenarbeitet. Zwar stehe Baden-Württemberg hinsichtlich des Bauhauses nicht an vorderster Stelle, dennoch gebe es auch hier sehr viel zu entdecken, wie Eleonora Steenken betont.

Bauwerke, die als Meilensteine der Architekturmoderne gelten, ebenso wie namhafte Künstler, die hier gelebt, studiert und gewirkt haben: Adolf Hölzel, dessen Lehr- und Gestaltungskonzept später das Bauhaus beeinflusst hat, oder die Bauhaus-Meister Johannes Itten und Oskar Schlemmer, deren Werke man unter anderem in der Stuttgarter Staatsgalerie sehen kann. Auch die Hochschule für Gestaltung in Ulm (HfG), eine Bauhaus-Nachfolgeinstitution, die in den 1950er-Jahren von Max Bill mitbegründet wurde, war Thema der Pressereise, die die TMBW bereits im Mai 2018 für Journalisten durchgeführt hat.

In Baden-Württemberg zeigt bereits in diesem Jahr (noch bis 23. September 2018) der Württembergische Kunstverein in Stuttgart die Ausstellung „50 Jahre nach 50 Jahre Bauhaus 1968“. Hier gab es 1968 bereits eine große Schau zum Thema, die nun aus heutiger Perspektive betrachtet wird.

„Die ganze Welt ist ein Bauhaus“ heißt die Ausstellung des Instituts für Auslandsbeziehungen in Stuttgart, die 2018 durch Lateinamerika tourt und 2019 im Zentrum für Kunst und Medien ZKM in Karlsruhe präsentiert wird.

Das Zeppelinmuseum, selbst ein Beispiel der Bauhaus-Architektur, beschäftigt sich ab Ende November 2018 unter dem Titel „Ideal Standard“ mit den formalen und ideellen Einflüssen des Bauhaus-Designs auf die zeitgenössische Kunst.

Ikonische Bauwerke im Süden

Doch es sind nicht allein die Ausstellungen, die das Thema so attraktiv machen. Der besondere Reiz für viele Besucher besteht in den Sehenswürdigkeiten, also den Bauwerken, die sie teilweise sogar betreten können, wie Eleonora Steenken erklärt.

Das können ganze Viertel sein, wie die bereits erwähnte Weissenhofsiedlung in Stuttgart. Auch die Stadt Karlsruhe wollte der Wohnraumknappheit Ende der 1920er-Jahre etwas entgegensetzen und eine „neuzeitliche Mustersiedlung“ errichten. Heraus kam der von Walter Gropius geplante Dammerstock, den man auch bei Führungen besichtigen kann.

Der Bogen reicht bis heute, bis zur Bundesgartenschau in Heilbronn 2019, bei der zum ersten Mal eine Stadtausstellung integriert ist und Menschen auf dem Gelände wohnen werden. Für die verantwortliche Architektin Barbara Brakenhoff macht die Gestaltung, verbunden mit technischer Innovation, zukunftsweisenden Baumaterialien und einer gemischten Nutzung aus Mietwohnungen, Läden und Einrichtungen der Nahversorgung, die Modellbebauung zu einem „Bauhaus zum Anfassen“.

Neben den Siedlungen gibt es viele herausragende Bauwerke, wie das 1929/30 errichtete Haus auf der Alb des Architekten Adolf Gustav Schneck, das die Landeszentrale für politische Bildung heute als Tagungszentrum nutzt.

Als Museum zugänglich und inzwischen den Staatlichen Schlössern und Gärten zugehörig ist die 1967 eingeweihte Villa Domnick in Nürtingen.

Die Ländebauten des Bauhäuslers Hermann Blomeier in Konstanz stehen ebenso wie das vom Architekten und Hochschullehrer Egon Eiermann entworfene Wohnhaus in Baden-Baden auf einer Liste von knapp 60 Objekten, die die Architektenkammer Stuttgart im vergangenen Jahr an die Geschäftsstelle „Bauhaus Verbund 2019“ in Weimar geschickt hat.

Dort tagte im Januar eine Jury, die über 460 Vorschläge aus ganz Deutschland beraten und die Orte bestimmt hat, die Teil der „Grand Tour der Moderne“ werden sollen. Ursprünglich sollten es 100 Ziele werden, doch weil so viele interessante Bauwerke gemeldet wurden, könnte es durchaus sein, dass die Zahl erhöht wird.

Die Jury hat dabei folgende Städte aus Baden-Württemberg aufgenommen: Stuttgart mit der Weissenhofsiedlung, Heidelberg mit der von Paul Bonatz erbauten Staustufe und Schleuse, Karlsruhe mit der Siedlung Dammerstock, Böblingen mit dem Empfangsgebäude des ehemaligen Flughafens und Bad Urach mit dem „Haus auf der Alb“. Alle ausgewählten Orte werden auf der Internetseite des Verbunds in einer Karte verzeichnet mit Infos zu den Bauten, Möglichkeiten zur Besichtigung und Verweisen auf ähnliche Werke.

„Außerdem wollen wir konkrete Routen planen, die interessante Punkte miteinander verbinden“, erklärt Antje Horn von der Geschäftsstelle des „Bauhaus Verbund 100“. Diese Touren sollen auf der Internetseite des Verbunds, aber auch auf dem Ferienstraßen-Infoportal vertreten sein­­­­­­. In Baden-Württemberg greifen außerdem Städte und Regionen das Thema auf und planen besondere Führungen. „Weil das Bauhaus weltweit eine Rolle spielt“, rät Eleonora Steenken von der TMBW, „sollten Touristiker dort, wo es möglich ist, das Jubiläum unbedingt nutzen!“

Mehr Informationen zum Bauhaus-Verbund:
www.bauhaus100.de

Foto:
Weissenhof Museum im Haus Le Corbusier; (c)Weissenhofmuseum_Brigida Gonzalez

Über diesen Text:

Der Beitrag unserer Autorin Claudia List ist eine Kurzfassung ihres Artikels in der jüngsten Ausgabe des Magazins Tourismus Aktuell. Darin informiert die TMBW zweimal im Jahr über aktuelle Trends und Entwicklungen im Tourismus. Das Magazin kann kostenlos bestellt oder abonniert werden.

Ansprechpartner:
Dr. Martin Knauer
m.knauer@tourismus-bw.de

 



Autor(in): Martin Knauer
Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg
Pressesprecher
E-Mail: m.knauer@tourismus-bw.de
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