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Brauns Corona-Update

05.05.2020

Die zurückliegenden Tage haben für den Tourismus viele Enttäuschungen, aber auch manchen Hoffnungsschimmer gebracht. Für uns Anlass genug, die jüngsten Entwicklungen an dieser Stelle regelmäßig genauer zu betrachten und zu bewerten.

Am Mittwoch verlängerte zunächst das Auswärtige Amt die weltweite Reisewarnung um mehrere Wochen bis mindestens 14. Juni. Das heißt konkret: Auch in den Pfingstferien wird es keine Urlaubsreisen ins Ausland geben. Ein einmaliger Vorgang.

Fürs Inland besteht noch Hoffnung, auch wenn seit Anfang der Woche das Verbot touristischer Übernachtungen und die Schließung von Gaststätten und vielen Freizeiteinrichtungen in Baden-Württemberg noch einmal verlängert wurde. Vorerst bis einschließlich 10. Mai, eine weitere Verlängerung gilt als sehr wahrscheinlich.

Aber es gibt auch erste konkrete Lockerungen, die den Tourismus betreffen: Am letzten Donnerstag haben die Kanzlerin und die Regierungschefs beschlossen, dass Museen, Ausstellungen, Tierparks und Zoos wieder öffnen dürfen, in Baden-Württemberg gilt dies bereits ab 6. Mai. Damit nehmen erste touristische Ziele ihren Betrieb wieder auf. Das sind gute Neuigkeiten.

Wer aber auf mehr Öffnungen gehofft hatte, wurde in der Pressekonferenz der Kanzlerin bitter enttäuscht: Über Lockerungen für Gastronomie und Hotellerie solle frühestens in der übernächsten Schaltkonferenz mit den Regierungschefs der Länder diskutiert werden – also womöglich erst kurz vor den Pfingstferien. Dagegen regt sich selbst unter den Ministerpräsidenten erster Widerstand.

Schließlich liegen bereits etliche realistische Szenarien und Konzepte vor, die als seriöse Grundlage für entsprechende Debatten dienen könnten. Baden-Württemberg hat gemeinsam mit den Ländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen ein Drei-Phasen-Szenario zur Belebung der Tourismuswirtschaft, Hotellerie und Gastronomie entwickelt, das optimistisch stimmt.

Am heutigen Dienstagabend beraten die Wirtschaftsminister der Länder mit dem Bundeswirtschaftsminister in einer Videokonferenz über mögliche Lockerungen sowie über einen möglichen Rettungsschirm. Unsere Forderung an die Verantwortlichen: Nehmen Sie die Sorgen der Branche ernst, geben Sie dem Tourismus eine klare Perspektive und entwickeln Sie einen konkreten Fahrplan mit abgestuften Öffnungsschritten.

Wie auch immer die Entscheidung ausfällt: Der Tourismus wird nur in sehr kleinen Schritten wieder hochgefahren, das ist allen Beteiligten klar. Umso wichtiger werden daher Strategien und Konzepte zu der Frage, wie die neue Normalität des Reisens in Corona-Zeiten aussehen könnte. An vielen Stellen und in vielen Tourismusbereichen wird an solchen Konzepten gearbeitet. Beim DTV gibt es seit kurzem eine sehr nützliche Übersicht der Orientierungshilfen, die bereits existieren oder gerade entwickelt werden.

Diese Papiere und Konzepte zeigen vor allem eines: Für die Akteure im Tourismus stehen Gesundheit und Sicherheit der Gäste an erster Stelle. Und wir sind vorbereitet auf den Tag, an dem erste Öffnungen umgesetzt werden. Dass dieser Tag nicht in einer allzu fernen Zukunft liegen sollte, versteht sich von selbst. Wir brauchen jetzt eine Perspektive, damit in den Pfingstferien zumindest ein Urlaub im eigenen Land wieder möglich ist.

An dieser Stelle informiert Andreas Braun künftig immer dienstags über aktuelle Entwicklungen in der Corona-Krise. Anregungen und Kritik sind erwünscht und sehr willkommen.



Autor(in): Andreas Braun
Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg
Geschäftsführer
E-Mail: a.braun@tourismus-bw.de
Telefon: +49 (0)711 / 23858-20
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2 Kommentare

Kommentare




  1. Danke Andreas, sehe ich genauso!!!

  2. Die Kollegen Gastronomen und Hoteliers jubeln, weil bald ein Zeitplan für die Öffnung unserer Betriebe feststeht. Aber nach dem Jubel kommt auch die große Ernüchterung. Wie können wir wirtschaftlich überleben, wenn deutlich weniger Gäste kommen werden?
    Die Auslieferung und Abgabe von Speisen in den letzten Monaten haben sich als reine Beschäftigungstherapie herausgestellt, die im besten Fall ein Nullsummenspiel ausmachte. Von Sicherung der Überlebensfähigkeit weit entfernt. Für Laien einfach ausgedrückt: Bei Gastronomiebetrieben bleiben etwa 2-5 Prozent des Umsatzes als Gewinn. Das bedeutet, bei 1000 Euro Tagesumsatz bleiben etwa kümmerliche 20-50 Euro an Gewinn. Das aber nur bei einer guten Auslastung, wenn die Mitarbeiter effizient eingesetzt sind. Stehzeiten und Leerläufe reduzieren das Ergebnis deutlich. Ein Hotel rechnet sich etwa ab einer 70%igen Auslastung. Dann sind die Fixkosten gedeckt und jeder weitere Prozentpunkt an Auslastung bringt auch mehr an erhofften Gewinnen.
    Restaurants und Hotels, die in den nächsten Monaten realistischerweise nur etwa 30-40 Prozent ihres bisherigen Umsatzes einspielen werden, werden Verluste schreiben. Gravierende Verluste. Ausländische Touristen bleiben aus und die Unsicherheit bremst auch das Konsumverhalten der Inländer. Eine fatale Situation, weil wirkliche Besserung nicht in Sicht ist.
    Wo bleiben die Hilfen? Ich spreche ja schon von Entschädigungen, denn ich bin geschädigt worden! Wie wäre es mit einer “Leere-Stühle-Prämie” und einer “Leere-Betten-Prämie” für die Branche? Was der Autoindustrie gewährt wird, muß auch uns, der Gastromie und Hotelerie gewährt werden. Schließlich sind in unserer
    Branche und unseren Zulieferer und Dienstleister weitaus mehr Mitarbeiter
    betroffen!? Doch da hat unser Branchenverband wohl nicht das Vitamin B zu den Entscheidungsträger wie die Autoindustrie und andere Branchen.

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