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Licht und Schatten im zweiten Krisenjahr

10.02.2022

Zum zweiten Mal in Folge verhagelt die Corona-Pandemie die touristische Jahresbilanz. Die Zahlen der amtlichen Statistik bewegen sich auch 2021 auf dem historisch niedrigen Niveau des Vorjahres. Im Jahresschnitt gab es nur geringfügige Zuwächse bei den Gästeankünften und leichte Steigerungen bei den Übernachtungen. Doch seitdem touristische Angebote wieder erlaubt sind, geht es aufwärts. Punktuell gab es im Sommer sogar bessere Ergebnisse als vor der Krise.

Das Tourismusjahr 2021 begann, wie das alte Jahr geendet hat: im Lockdown. Bis weit in den Mai waren die meisten touristischen Dienstleistungen mehr oder weniger untersagt. Erst mit der Einführung von Öffnungsstufen in der baden-württembergischen Corona-Verordnung wurden diese unter Auflagen wieder möglich.

Wie soll eine Jahresbilanz ausfallen, wenn zum Auftakt fast fünf Monate keine touristischen Übernachtungen möglich waren? Dass diese Lücke auch im weiteren Jahresverlauf nicht geschlossen werden kann, belegen eindrucksvoll die am Donnerstag präsentierten Zahlen der amtlichen Beherbergungsstatistik: Das Statistische Landesamt ermittelte für 2021 insgesamt 12,0 Mio. Gästeankünfte, das sind 0,8 Prozent mehr als im Krisenjahr 2020. Die Zahl der Übernachtungen stieg im gleichen Zeitraum leicht an (plus 4,1 Prozent) auf nunmehr 35,6 Mio. Das Vorkrisenniveau bleibt damit weiterhin unerreichbar, 2019 wurden mit 23,3 Mio. Ankünften und 57,2 Mio. Übernachtungen vorerst zum letzten Mal Rekordergebnisse erzielt.

Im regionalen Vergleich fällt die Bilanz dabei durchaus unterschiedlich aus. Eine deutliche Erholung lässt sich im mittleren Schwarzwald und im Gebiet der Schwäbischen Alb verzeichnen, wo die Übernachtungszahlen jeweils zweistellig um 11,2 bzw. 10,0 Prozent zulegten. Auch das nördliche Baden-Württemberg (plus 5,3 Prozent), der nördliche Schwarzwald (plus 4,4 Prozent) und das Württembergische Allgäu/Oberschwaben (plus 3,5 Prozent) konnten sich leicht erholen, die anderen Regionen veränderten sich gegenüber dem Vorjahr kaum oder rutschten noch etwas stärker ins Minus.

Wie schon im ersten Krisenjahr ging auch 2021 die Zahl der ausländischen Reisenden erneut zurück, ihr Anteil an den Übernachtungen lag bei gerade einmal 13,4 Prozent. Zum Vergleich: Vor der Krise waren diese landesweit für mehr als jede fünfte Übernachtung verantwortlich. In absoluten Zahlen wird der Rückgang noch deutlicher: 2019 zählte die amtliche Statistik in Baden-Württemberg über 12 Mio. internationale Übernachtungen, 2021 waren davon nur noch 4,8 Mio. übrig. Ohne die europäischen Nahmärkte wäre die Bilanz noch verheerender. Besonders auffallend: Der ehemalige Reiseweltmeister China schafft es aktuell gerade mal noch auf den 30. Platz der wichtigsten internationalen Quellmärkte.

Erholung in den Sommermonaten

Der lange Lockdown zum Jahresauftakt macht es jedoch schwierig, aus den Zahlen des Gesamtjahres Rückschlüsse auf die allgemeine Lage in der Branche zu ziehen oder gar Trends zu beschreiben. Aufschlussreicher ist deshalb der Blick auf den Sommer, als die Betriebe nicht nur offen waren, sondern die Pandemie beherrschbar und die Reiselust groß. In den Sommermonaten Juli, August und September konnte das Defizit gegenüber den Vorkrisenmonaten jeweils stark reduziert werden. Im August lagen die Übernachtungen landesweit nur noch 5,2 Prozent unter dem Vergleichszeitraum des Jahres 2019. Manche Ferienregion hatte punktuell in der Hochsaison sogar bessere Zahlen als vor der Krise. „Diese positive Entwicklung wurde hauptsächlich von Gästen aus dem Inland getragen, die im August und im September 2021 sogar mehr Sommer-Übernachtungen im Südwesten buchten als im Vergleichszeitraum vor der Pandemie“, stellte das Statistische Landesamt fest.

„Dies belegt die viel beschworene, stark gewachsene Nachfrage nach Urlaubsreisen im eigenen Land“, sagt Andreas Braun, Geschäftsführer der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg. Natürlich reiche diese Nachfrage bislang nicht aus, um die nach wie vor fehlenden Geschäftsreisen und ausbleibende internationale Gäste zu kompensieren. „Aber es macht Hoffnung, dass eine vollständige Erholung möglich ist, vielleicht noch nicht 2022, aber in absehbarer Zukunft“, so Braun.

Grund zur Hoffnung geben auch die ersten Ergebnisse der neuen Reiseanalyse (RA), die im Januar im Auftrag der Urlaubsmesse CMT digital präsentiert wurden. „Wir sehen eine enorme Lust auf Urlaub“, fasste Martin Lohmann, wissenschaftlicher Berater der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR), die Studie zusammen. Die Tourismusnachfrage werde „nach“ Corona nicht völlig anders als vor Corona sein. Die Pandemie spiele als direkter Treiber für die Nachfrageentwicklung eine zeitlich befristete Rolle. Unter der Voraussetzung, dass „der Umgang mit der Pandemie wieder ein gesellschaftliches Leben im gewohnten Maß erlaubt, wird das Urlaubsreiseverhalten ab 2023 wieder den ohne Pandemie erwarteten Entwicklungspfad nehmen“, prognostiziert Lohmann.

Information

Detaillierte Zahlen und Fakten zum Tourismusjahr 2021 in Baden-Württemberg gibt es hier (die Dezemberzahlen werden zeitnah ergänzt).



Autor(in): Martin Knauer
Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg
Pressesprecher
E-Mail: m.knauer@tourismus-bw.de
Kategorien:
Baden-Württemberg · Statistik


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