Ohne Begegnungen geht’s nicht
Im Grunde müsse man sich entscheiden, ob eine Veranstaltung in Präsenz erfolgt oder online. Hybride Lösungen können nach Sonntags Meinung nur funktionieren, wenn sie ergänzend zu verstehen sind. Will heißen: Ein Keynote-Speaker, der von der Ferne zugeschaltet wird, ist okay, so lange eine Vielzahl weiterer namhafter Referierender persönliche Begegnungen am Tagungsort ermöglicht.
Eine gewisse Skepsis gegenüber hybriden Lösungen kommt auch in der Studie des Kompetenzzentrums des Bundes (Die Zukunft der Geschäftsreise – Online Panel 3/2021) zum Ausdruck: Zwar wird dort die große Reichweite und Flexibilität einer solchen Kombination betont, jedoch auch auf die fehlende Gleichwertigkeit von virtuell und real Anwesenden hingewiesen.
Nach der FUR/NIT/DITF-Untersuchung steht in Baden-Württemberg die Qualität der Referentinnen und Referenten, die gute Erreichbarkeit und das hochwertige Themenangebot ganz oben auf der Entscheidungsliste für eine Tagungsteilnahme. Immerhin rund 50 Prozent gaben an, kleinere Formate mit maximal 50 Personen zu bevorzugen. Bei 30 Prozent spielen die touristische Attraktivität und die besondere Location eine Rolle.
Noch gibt es viele Fragezeichen zur Zukunft und dem tatsächlichen Verlauf der Geschäftsreisen. „Der Unterschied zu den Urlaubsreisen ist“, so Ulf Sonntag, „dass es dafür Alternativen gibt.“ Inwiefern und inwieweit sie zum Zuge kommen, können selbst die Expertinnen und Experten nur schwer einschätzen. Kaum einer geht davon aus, dass Geschäftsreisen, Tagungen und Messen künftig ganz ersetzt werden. Doch niemand rechnet auch ernsthaft damit, dass sie nach der Pandemie im alten Umfang zurückkommen.
Wobei NIT-Geschäftsführer Ulf Sonntag auch das nicht ganz ausschließen will: Der Grad an Vernetzung nehme derzeit so stark zu, dass das Gesamtvolumen der geschäftlichen Beziehungen weiter ansteigen werde. Verdoppelt sich irgendwann die Anzahl der Kontakte, so wäre selbst bei einer 50-prozentigen Digitalquote der Anteil der Präsenzreisen absolut gesehen wieder auf dem alten Stand.
Genug Gesprächsstoff für den MICE-Beirat also in einem Marktsegment, das mehr denn je in Bewegung ist.