Das Hotel Ritter in Durbach an der Badischen Weinstraße ist eigentlich kein Tagungshaus. Hier steigt gerne die Oldtimer-Kundschaft ab, die Wellness- und Wein-Klientel sowie ein Gästekreis, der die gehobene badische Küche zu schätzen weiß.
Irgendwann jedoch machte man eine interessante Beobachtung: Immer mehr Freizeitreisende brachten auch ihren Laptop mit, stellten allerlei Fragen zum WLAN oder der Möglichkeit, einen Drucker benutzen zu dürfen. Einzelne schleppten sogar ihren eigenen Drucker mit ins Hotel.
In der Pandemie wurde daraus eine Geschäftsidee. Den ersten Lockdown nutzte das Hotel Ritter, um das WLAN-Netz auf Vordermann zu bringen. Von da an waren auch große Datenmengen kein Problem mehr, egal wie weit das Zimmer von der Rezeption entfernt lag.
In den Suiten wurde Stauraum geschaffen, die Zahl der Stromanschlüsse erhöht, ein Tisch installiert, der problemlos zu einer großen Arbeitsfläche erweitert werden konnte. Alles möglichst dezent, damit man kaum etwas davon mitbekommt. „Ein Büro, das nicht wie ein Büro wirkt“, sagt Marketingleiterin Inna Wiedmann.
Mit ihren Kolleginnen und Kollegen ging sie daran, das Ganze zu bewerben: auf der Webseite, im Newsletter, mit Anzeigen bei Google und einer Suchmaschinenoptimierung, die dafür sorgt, dass bei „Workation“ und „Baden-Württemberg“ das Hotel Ritter in Durbach sehr weit oben auf der Liste landet.
Das Wichtigste jedoch war das Paket, das für die neue Klientel geschnürt wurde: ein verbilligtes Langzeitangebot mit 14 Tagen zum Preis von zehn. Dazu en detail aufgelistet, welche technische Ausstattung die Workation-Reisenden erwartet, zugleich aber auch, welche Verwöhneinheiten im Preis enthalten sind. Die ersten Erfahrungen sind laut Inna Wiedmann ermutigend: „Es wird tatsächlich gebucht, wir werden dabeibleiben.“
Der Ritter in Durbach ist längst nicht das einzige Ferienhotel, das die arbeitenden Urlauberinnen und Urlauber für sich entdeckt hat. Der Verbund der Relais- und Chateaux-Hotels etwa bewirbt ausgewählte Resorts mit WLAN im Poolbereich, privaten Büroräumen oder Arbeitsplätzen direkt in den Weinbergen. „Wie wäre es mit ein bisschen Abwechslung zum Homeoffice?“, heißt es in der dazugehörigen Pressemitteilung.