Dem Schilderwald ein Ende setzen
Welche Bedeutung das Thema Mountainbiking für den Schwäbische Alb Tourismusverband (SAT) hat, zeigt sich an der Tatsache, dass dort im Sommer ein deutschlandweites Pilotprojekt begonnen hat, das die Beschilderung von MTB-Strecken regeln soll. In jahrelanger Kleinarbeit wurde ein Leitfaden entwickelt, der wegweisend für künftige Streckenplanungen ist.
Dabei geht es einerseits um eine Vereinfachung des oft unübersichtlichen Schilderwalds, andererseits um eine Vereinheitlichung: Überall, wo Mountainbikende unterwegs sind, sollen sie mit den gleichen Symbolen konfrontiert werden, die alle möglichst so angebracht sind, dass man sie aus der rollenden Bewegung heraus leicht erfassen kann.
„Der Blick des Gastes ist das Entscheidende“, sagt Ursula Teufel, die beim SAT den Bereich Radtourismus verantwortet. 2019 hatte sie beim Mountainbike-Kongress in Bad Orb den Zuschlag für die Entwicklung eines Systems bekommen, das leicht übertragbar und praxisorientiert ist. Kooperationspartner sind dabei das Mountainbike-Forum Deutschland und das Landesverkehrsministerium: Die MTB-Beschilderung soll nämlich kompatibel zu dem von der Forschungsgesellschaft des Straßen- und Verkehrswesens erstellten FGSV-Standard der sonstigen Radwegbeschilderungen sein.
Überall dort, wo Mountainbike-Strecken parallel zu anderen offiziellen Radwegen verlaufen, wird es künftig keine Extraschilder mehr geben, sondern nur kleine Zusatztafeln, die eingehängt werden. „Ein Schild statt zwei oder drei“, lautet die Devise, die auch für etwas mehr Klarheit in der Wegweisung sorgen sollte. „Es gibt bisher keinen einheitlichen Beschilderungsstandard“, sagt Ursula Teufel, „und den wollen wir jetzt schaffen.“
Zu diesem Standard gehört auch die Markierung von Schwierigkeitsgraden, die den FIS-Normen beim Skifahren entspricht: Schwarz steht für sehr schwierig, Rot für mittel, Blau für leicht. Dazu kommt die Farbe Grün für sehr leicht. „Die meisten suchen einfache Strecken“, weiß Ursula Teufel, und spielt damit auf die große Zahl der Neueinsteigerinnen und -einsteiger an, die dank des EMTB nun auf Mountainbike-Wegen unterwegs sind.
Sie alle sollen problemlos den Weg finden, ohne dabei unterwegs in die Karte oder das Smartphone schauen zu müssen. Es gibt Basiswegweiser mit Pfeil, Nummer und Farbmarkierung, Infotafeln, die über die Länge und das Höhenprofil Auskunft geben, POI-Tafeln, die attraktive Punkte benennen, und Trail-Wegweiser für besonders interessante Streckenabschnitte.
Umgesetzt wird der neue Beschilderungsleitfaden nun erstmals auf den Löwentrails im Landkreis Göppingen. Jede neue MTB-Strecke wird dort nach eben diesem System durchgängig ausgezeichnet. Übrigens immer nur in eine Richtung, „weil wir Begegnungsverkehr vermeiden wollen“, sagt Ursula Teufel.
Derweil ist ein Ende des Mountainbike-Booms nicht abzusehen. Die Begegnungen mit Wandernden sind dabei unvermeidlich. Zahlreiche Regionen initiieren deshalb Verhaltenskampagnen, die das Konfliktpotenzial minimieren und deeskalierend wirken sollen. „Rücksicht macht Wege breiter“, lautet etwa der Titel einer solchen Initiative des Landkreises Göppingen und der Erlebnisregion Schwäbischer Albtrauf. Auch die Schwarzwald Tourismus GmbH appelliert regelmäßig an die Vernunft und Höflichkeit aller Beteiligten: „Wenn ich von Radfahrenden erst mal freundlich gegrüßt werde“, sagt Sascha Hotz von der STG, „fällt es erheblich schwerer, sich über sie aufzuregen.“