Anstieg der Geschäftsreisen
Räume für Meetings und Tagungen sind wieder gefragt. Viele Anbieter hatten befürchtet, dass die Corona-Krise ihre Spuren hinterlässt, dass Firmen ihre Mitarbeitenden weiterhin nicht auf Reisen schicken und kaum noch Konferenzen vor Ort stattfinden werden. Doch der Bereich erholt sich merklich, wie auch die Ergebnisse der Reiseanalyse Business für Baden-Württemberg zeigen, die die Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMBW) in Auftrag gegeben hat. Die Zahl der Geschäftsreisen mit Übernachtung lag demnach von Mai 2021 bis April 2022 zwar noch um mehr als 50 Prozent unter den Vor-Corona-Zahlen. Vergleicht man sie allerdings mit dem Zeitraum Mai 2020 bis April 2021, sind sie um 25 Prozent gestiegen, bei den Ausgaben lag das Plus in diesem Zeitraum sogar bei 43 Prozent.
Dieser Aufwärtstrend dürfte sich fortsetzen, wie die Befragung von Baden-Württemberg-Geschäftsreisenden (MICE) im Rahmen der Reiseanalyse Business ergab. 80 Prozent von ihnen hatten vor, zwischen Mai 2022 und April 2023 wieder genauso viele oder sogar mehr Reisen als davor zu unternehmen. Und noch etwas zeigte die Untersuchung: „Für 41 Prozent der befragten Entscheiderinnen und Entscheider ist eine besondere Location ein wichtiges Kriterium“, sagt Ann-Kathrin Wendt, Projektmanagerin MICE & Nachhaltigkeit bei der TMBW, „deshalb wollen wir sie mit unseren Schaufensterprodukten inspirieren.“
Die TMBW arbeitet dabei im MICE-Beirat, den Ann-Kathrin Wendt koordiniert, eng mit den Tourismus- und Convention-Verantwortlichen aus allen Regionen Baden-Württembergs zusammen. Die Unterseite „Tagen im Süden“ auf der TMBW-Homepage listet derzeit schon 38 Adressen vom Hotel übers Weingut bis zum Biohof, die alle besonders genussreiche Tagungen versprechen. Kontinuierlich wird diese Sammlung um neue Locations ergänzt.
Tagen, wo Ritter einst speisten
Die Kriterien dafür hat der MICE-Beirat erarbeitet – und sich schon dem nächsten Thema gewidmet: „Tagen in historischen Gemäuern“. Sie müssen bestimmte Kriterien erfüllen. Einige davon, wie eine gute Erreichbarkeit und hohe Qualität der Tagungsräume, sind dieselben wie beim „Tagen mit Genuss“. Darüber hinaus muss die Location ein historisches Erscheinungsbild haben. Gefragt sind dabei aber nicht nur Schlösser, Burgen und Kirchen, sondern auch alte Firmengebäude, ehemalige Werkshallen und andere Schauplätze der Industriegeschichte. Dass Gäste bei Tagungen und Konferenzen mehr über die Geschichte des Gebäudes erfahren können, ist eine weitere wichtige Voraussetzung.
Im Schloss Mannheim, das zu den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg gehört, ist das möglich. Wo sich einst die Ritter des pfälzischen Hubertusordens versammelten, kann man heute tagen. Der große barocke Rittersaal mit Kronleuchtern und Deckengemälden gibt Konferenzen einen besonderen Rahmen. Dazu hat die Schlossverwaltung verschiedene Führungen im Programm: eine klassische Tour ebenso wie einen abendlichen Rundgang, bei dem den Gästen neben einem Glas Sekt Geschichten rund um die höfischen Feste serviert werden.
Auch in der Kirche St. Johann in Konstanz erfahren Tagungsgäste auf Wunsch mehr über das Bauwerk, von dem im 16. Jahrhundert die Reformation der Stadt ausging. „Sie hat eine interessante Vergangenheit, die eng mit der Stadtgeschichte verbunden ist“, sagt Moritz Meidert von der Agentur Gründerschiff. Für Touristen und Gruppen, die in der Kirche tagen, gibt’s dazu Einführungen. Auf besonders unterhaltsame Weise taucht man beim History Escape Game mit dem Titel „Der Fluch von St. Johann“ in die Vergangenheit ein. Die Gruppe muss einen mysteriösen Leichenfund aufklären und dazu Kreuzworträtsel und andere Aufgaben lösen. „Damit es gelingt, müssen sich die Teilnehmer mit der Geschichte der Kirche befassen“, erklärt Meidert. Das Angebot für bis zu 45 Personen sei nicht nur bei Einheimischen und Reisegästen gefragt, auch Firmen buchen häufig das kurzweilige Programm.