Die TMBW hat sich von der reinen Marketinggesellschaft hin zu einer Dienstleisterin mit wachsenden Managementaufgaben entwickelt. Man betreibt Marktforschung, koordiniert Studien, löst juristische Fragen und widmet sich den umfangreichen Themen Bildrechte und Datenmanagement. In Zeiten von Social Media, einer kaum noch zu überschauenden Medienvielfalt und endloser digitaler Nutzungen eine Mammutaufgabe. „Wir verstehen uns als Berater und Befähiger“, sagt Andreas Braun.
Ein neues Selbstverständnis
In Brauns Zeit fällt auch die Einführung der Wort-Bild-Marke „Wir sind Süden.“. Trat man bis 2010 auch im Endkundenbereich stets als Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg auf, so ist dieser sperrige Begriff einer emotionalen Formel gewichen: Der Süden als Symbol für Urlaub und Genuss, der Firmenname TMBW wird hingegen nur noch in der B2B-Kommunikation eingesetzt.
Die Marke „Wir sind Süden.“ wird seitdem in allen Publikationen verwandt, die der Außendarstellung dienen. Auch hier hat sich viel getan: Printprodukte sind längst nur noch ein Baustein in einem Gesamtkonzept, das zunehmend von digitalen Angeboten dominiert wird. So gibt es gedruckte Broschüren und ein zentrales Jahresmagazin, aber eine wachsende Zahl von Beiträgen, die sich online abspielen: Instagram, Facebook, LinkedIn, Twitter und natürlich die eigene Website sind nur einige der vielen Beispiele.
Der Aufbau eines landesweiten digitalen Tourismusnetzwerks gehört ebenfalls zu den Aufgaben der TMBW. Hier fließen alle Informationen zusammen, werden Daten gesammelt und in ihrer Relevanz bewertet. Eine Plattform für die touristischen Akteure und Akteurinnen im Lande, die mit Hilfe der TMBW im ständigen Austausch sind. Bis heute ist es Dreh- und Angelpunkt der B2B-Kommunikation, die zuletzt erheblich an Gewicht gewonnen hat.
Stabiles Umfeld für neue Aufgaben
So sehr sich die Inhalte verändern, so stabil ist die Struktur der TMBW im Laufe der Jahre geblieben. „Ein Erfolgsmodell“, sagt auch Geschäftsführer Andreas Braun, der den Weitblick der politisch Verantwortlichen zu schätzen weiß. „Ein Konsens über Parteigrenzen hinweg, wir werden in Ruhe gelassen und sind nicht Gegenstand des alltäglichen Parteiengezänks“, stellt er mit einer gewissen Erleichterung fest.
Im TMBW-Branchentalk, einem erst kürzlich eingeführten Baustein der Branchenkommunikation, wendet er sich immer wieder an die Touristikerinnen und Touristiker im Land. Eine Video-Sprechstunde per Zoom und ein Expertenaustausch, der aktuelle Fragen, wie den Klimawandel aufgreift. Regelmäßig gibt es auch eine Audio-Kolumne mit dem Titel „Brauns Schlagzeile“ zu aktuellen Themen.
Öffentlichkeitsarbeit tut Not und so ist heute auch die TMBW-Unternehmenskommunikation eine eigene Stabsstelle, die sich neben klassischer PR längst auch um Wissensmanagement und den Dialog mit der eigenen Branche kümmert. Das entspricht letztlich auch den Größenverhältnissen im Bundesländervergleich: Fast alle Landesmarketingorganisationen haben zwischenzeitlich einen Personalstamm im höheren zweistelligen Bereich, der vielfach (und vor allem in den neuen Ländern) sogar deutlich über dem der TMBW liegt.
Die hofft nun, dass das Jahr ihres 30. Geburtstags auch das Ende der Corona-Einschränkungen ist. Hatte man 2019 einen neuen Rekord bei den Übernachtungszahlen feiern können, so waren die Zahlen 2020 und 2021 erst mal stark eingebrochen. Das Einzige, was leicht stieg, war die durchschnittliche Aufenthaltsdauer: Sie war von 3,5 Tagen im Jahr 1992 auf 2,5 Tage 2019 gesunken, zuletzt jedoch wieder bei vollen drei Tagen angelangt. Womöglich haben einige entdeckt, dass es gar nicht so schlecht ist, ein wenig länger in Baden-Württemberg zu bleiben. Die TMBW hätte gegen einen solchen Trend garantiert nichts einzuwenden.